Montag, 27. Juni 2011

Kalmaren-Nachwuchs im Nationalpark-Haus

Alloteuthis subulata frisch geschlüpft




Gefundener Laich

Bei Wattwanderungen zur Elbfahrrinne, vom Neuwerker Nationalpark-Haus als „Bernsteinführung“ angeboten, fielen in letzter Zeit vermehrt geleeartige Trauben auf den trockengelegten Sandbänken ins Auge. Die Funde befanden sich unweit der Elbe im Mündungsbereich zahlreicher kleiner Priele, welche die Watten des „Kleinen Vogelsands“ entwässern.
Zur genaueren Untersuchung unter dem Binokular bargen wir eine der durchsichtigen Geleetrauben und halten sie nun in einem Meerwasser-Aquarium mit Sprudelstein „am Leben“.
„Es handelt sich um Laich des Nordsee-Kalmars „Alloteuthis subulata“, erklärt Klaus Janke, Meeresökologe und Leiter des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer. Die Tiere befestigen ihn an Steinen oder Muscheln, „zuweilen treiben aber stürmische Fluten die Laichpakete an die Küste.“
Unerwarteter Weise schlüpfte aus dem Untersuchungsobjekt schon nach einem Tag ein Mini-Kalmar, zwei Tage später folgten weitere.

Zukünftige Alloteuthis dicht an dicht
Kalmar-Larve in Eihülle
Vorkommen: Der Gepfriemte Kalmar ist ein recht gewöhnlicher Bewohner der Nordsee, kommt aber dem gesamten nordöstlichen Atlantik sowie der westlichen Ostsee und sogar im Mittelmeer vor. In großen Stückzahlen tritt er häufig im Bereich der Britischen Inseln auf, aber auch deutsche Krabbenfischer haben ihn des Öfteren als Beifang in den Netzen.

Merkmale: Alloteuthis subulata kann eine Länge von insgesamt zwanzig Zentimetern erreichen, manchmal auch dreißig Zentimeter. Auffallend sind die großen Augen, ansonsten besteht das Tier aus einem schlank-ovalen Rumpf mit seitlichen länglich-herzförmigen Flossen mit lang ausgezogener Spitze, 10 Armen, davon 8 kurzen Kopfarmen mit jeweils zwei Reihen Saugnäpfen sowie zwei Fangarmen mit kleinen Keulen an den Enden. Den durchsichtigen, blass-rötlichgrau bis bräunlich schimmernden Rumpfteil bedecken gleichmäßig verteilte rotbraune Flecken.
Dank größenvariabler Pigmentzellen kann der Nordseekalmar seine Farbe variieren. Die Fortbewegung gelingt durch den Ausstoß von Wasser aus eine Röhre unter den Augen. Diesem Wasser wird bei Gefahr zur Verwirrung des Angreifers ein dunkler Farbstoff beigemengt.

Ernährung & Lebensweise: Den größten Teil seines Lebens verbringt der Kalmar im offenen Wasser der Hochsee. In Schwärmen macht er dort Jagd auf Fische, insbesondere Hering und andere kleine Schwarmfische. Erst zur Fortpflanzung kommen die Tiere an die Küste.

Wissenswert: Das Vordringen des Gepfriemten Kalmars nach Norden ist ein eindeutiges Indiz für den Klimawandel. Erste Beobachtungen machten Taucher vor etwa zwei bis drei Jahren – heute lässt sich der Kopffüßer bei fast jedem Nachttauchgang blicken.

Die hochgeladenen Bilder zeigen euch, was wir mit Hilfe von Binokular und Digitalkamera festhielten. Der possierliche Kalmaren-Nachwuchs in unserem Aquarium wird noch einige Tage für Beobachtungs- und Untersuchungszwecke im Nationalpark-Haus ausharren, bis wir den Schlupf der Nordsee zurückgeben.

Fotos (6): Lorenz Opitz

Mittwoch, 22. Juni 2011

Wasser- und Watvogelzählung

Alle 14 Tage werden auf Neuwerk synchron mit vielen anderen Gebieten im Wattenmeer die Wat- und Wasservögel gezählt. Die meisten Vögel hier im Wattenmeer sind nicht Tag-Nacht-aktiv, vielmehr wird ihr Lebensrhythmus von den Gezeiten - also von Ebbe und Flut - bestimmt. Dies bedeutet, dass die Vögel hier während Niedrigwasser, wenn die nahrungsreichen Wattflächen frei liegen, aktiv sind und während Hochwasser rasten und ruhen. Daher finden die Vogelzählungen bei Hochwasser statt, also dann wenn die Vögel dicht und ruhig beieinander sitzen und gut gezählt werden können.

(Die WWZ Daten sind unter Vorbehalt und werden möglicherweise noch überarbeitet.)


 
Aktuelle Zählung vom 18.06.2011



EURINGART_GERART_LATIN
00720KormoranPhalacrocorax carbo100
01680RingelgansBranta bernicla3
01730BrandgansTadorna tadorna161
01860StockenteAnas platyrhynchos48
02030ReiherenteAythya fuligula1
02060EiderenteSomateria mollissima64
03200WanderfalkeFalco peregrinus3
04290BlässhuhnFulica atra1
04500AusternfischerHaematopus ostralegus2984
04560SäbelschnäblerRecurvirostra avosetta34
04700SandregenpfeiferCharadrius hiaticula5
04860KiebitzregenpfeiferPluvialis squatarola19
04930KiebitzVanellus vanellus22
04960KnuttCalidris canutus1
05320UferschnepfeLimosa limosa1
05340PfuhlschnepfeLimosa lapponica28
05380RegenbrachvogelNumenius phaeopus2
05410Großer BrachvogelNumenius arquata3
05450Dunkler WasserläuferTringa erythropus31
05460RotschenkelTringa totanus16
05480GrünschenkelTringa nebularia19
05610SteinwälzerArenaria interpres11
05820LachmöweLarus ridibundus5433
05900SturmmöweLarus canus61
05910HeringsmöweLarus fuscus37
05920SilbermöweLarus argentatus765
06000MantelmöweLarus marinus111
06110BrandseeschwalbeSterna sandvicensis760
06150FlussseeschwalbeSterna hirundo77
06159Rotfüßige SeeschwalbenSterna hirundo/paradisaea907
06160KüstenseeschwalbeSterna paradisaea38


Admiral

Admiral (Vanessa atalanda)

Dienstag, 21. Juni 2011

Lautes Heulen im Nordvorland

Wenige Tage altes Seehundbaby wurde mit dem stürmischen Hochwasser angetrieben. Ein Tag später wurde es von seiner Mutter abgeholt.                                         Foto:Stefanie Pfefferli


Heuler am Radarturm                                                                                     Foto:Stefanie Pfefferli
Geburt bei Niedrigwasser
Die  jungen Seehunde  werden auf Sandbänken in der Nordsee geboren und wiegen bei ihrer Geburt zwischen sieben und 15 Kilogramm. Wenn gerade Hochwasser herrscht, kann die Seehundmutter die Geburt so lange hinauszögern, bis die Sandbänke wieder erreichbar sind. Gleich nach der Geburt können die Kleinen schwimmen, müssen aber auf den Sandbänken von der Mutter in den ersten Wochen regelmäßig gesäugt werden. Mit einem Fettgehalt von 45 Prozent ist die Seehundmilch extrem fetthaltig, damit das Junge schnell zunimmt und zu Kräften kommt.

Ungestört
Aus verschiedenen Gründen kann es passieren, dass junge Seehunde von der Mutter getrennt wird. So kommt es bei starken Sturmfluten vor, dass das Jungtier von der Mutter abdriftet. Auch Zwillingsgeburten sind bei Seehunden problematisch: Die Mutter kann nur auf eines der Jungen aufpassen. Schwimmt das zweite in eine andere Richtung, wird es schnell von der Mutter getrennt. Auch Störungen durch Menschen können eine Gefahr sein, wenn Wattwanderer den Sandbänken, auf denen die Seehunde rasten, zu nahe kommen. Dann flieht die Mutter ins Wasser, das Junge schwimmt aber womöglich in eine andere Richtung, sodass es von der Mutter getrennt wird. Jede Störung auf der Sandbank bedeutet für das Junge zugleich, dass eine Milchmahlzeit entfällt. Kommt das öfter vor, etwa auch durch die Geräusche von Flug- und Schiffsverkehr, entkräftet es schnell.

Lautes Heulen
Die kleinen Seehunde geben einen tiefen, heiser klingenden Ton von sich, wenn sie von ihrer Mutter getrennt sind. Diesem Ruf verdanken sie auch den Namen "Heuler". Am Ruf und am Geruch erkennt die Seehundmutter ihr Junges, etwa wenn sie es kurzzeitig zurückgelassen hat, um auf Futtersuche zu gehen. Es handelt sich also um einen normalen Kontaktruf und nicht etwa um den Klagelaut eines verlassenen Babys. 

Was mach ich wenn ich auf Neuwerk einen Heuler finde?

Beim Fund eines Seehundes geben Sie bitte Nachricht an die zuständige Nationalparkverwaltung oder an das Nationalpark- Haus. Tel: 04721-395349 Die Tiere werden an ihrem Liegeplatz gegen Störungen abgeschirmt. Zusammen mit den Jagdbeauftragten wird über  das weitere Vorgehen entschieden.  Da es zunächst nicht erkennbar ist, ob ein Heuler wirklich dauerhaft von er Mutter verlassen wurde, sollte jeder, der einen Heuler findet, zunächst großen Abstand zu dem Tier halten. Auf keinen Fall dürfen die Heuler angefasst und gestreichelt werden. Der fremde Geruch führt dazu, dass die Mutter ihr Junges nicht mehr annimmt. Denn in vielen Fällen kommt die Mutter nach einiger Zeit wieder.

Ungewöhnlicher Besuch auf der Weide                                                           Foto: Milena Kreiling

Heuler Liegeplätze werden abgesperrt, damit die Seehundmutter ungestört ihr Junges abhohlen kann.

Montag, 13. Juni 2011

Nachwuchs bei den Rotfüssigen Seeschwalben


Mit lauten Schreien und Angriffen versucht die Seeschwalbe die Kuh vom Nest weg zu scheuchen.

 
Küstenseeschwalbenküken                                                                                           
 
Bei Gefahr ducken sich die kleinen Küken im Gras und verlassen sich auf ihre Tarnung.

Silbermöwe mit erbeutetem Seeschwalbenküken im Schnabel.



Sonntag, 12. Juni 2011

Wasser- und Watvogelzählung

Alle 14 Tage werden auf Neuwerk synchron mit vielen anderen Gebieten im Wattenmeer die Wat- und Wasservögel gezählt. Die meisten Vögel hier im Wattenmeer sind nicht Tag-Nacht-aktiv, vielmehr wird ihr Lebensrhythmus von den Gezeiten - also von Ebbe und Flut - bestimmt. Dies bedeutet, dass die Vögel hier während Niedrigwasser, wenn die nahrungsreichen Wattflächen frei liegen, aktiv sind und während Hochwasser rasten und ruhen. Daher finden die Vogelzählungen bei Hochwasser statt, also dann wenn die Vögel dicht und ruhig beieinander sitzen und gut gezählt werden können.

Zählung vom 05.06.2011


EURING ART_GER ART_LATIN
00720 Kormoran Phalacrocorax carbo 30
01520 Höckerschwan Cygnus olor 2
01670 Weißwangengans Branta leucopsis 2
01680 Ringelgans Branta bernicla 20
01730 Brandgans Tadorna tadorna 81
01860 Stockente Anas platyrhynchos 35
02030 Reiherente Aythya fuligula 6
02060 Eiderente Somateria mollissima 112
03200 Wanderfalke Falco peregrinus 2
04290 Blässhuhn Fulica atra 7
04500 Austernfischer Haematopus ostralegus 4065
04700 Sandregenpfeifer Charadrius hiaticula 2
04860 Kiebitzregenpfeifer Pluvialis squatarola 42
04930 Kiebitz Vanellus vanellus 12
05120 Alpenstrandläufer Calidris alpina 45
05340 Pfuhlschnepfe Limosa lapponica 195
05460 Rotschenkel Tringa totanus 22
05480 Grünschenkel Tringa nebularia 1
05560 Flussuferläufer Actitis hypoleucos 1
05820 Lachmöwe Larus ridibundus 9912
05900 Sturmmöwe Larus canus 84
05910 Heringsmöwe Larus fuscus 45
05920 Silbermöwe Larus argentatus 905
06000 Mantelmöwe Larus marinus 94
06110 Brandseeschwalbe Sterna sandvicensis 975
06150 Flussseeschwalbe Sterna hirundo 1132
06159 Rotfüßige Seeschwalben Sterna hirundo/paradisaea 411
06160 Küstenseeschwalbe Sterna paradisaea 472
11460 Steinschmätzer Oenanthe oenanthe 4

Freitag, 3. Juni 2011

Wanderer zwischen den Polen

Die Küstenseeschwalbe ist ein Brutvogel auf Neuwerk und brütet in kleineren Kolonien im beweideten Nordvorland. In Mitteleuropa hat sie als regelmässiger Brutvogel an der Nord- und Ostseeküste ihren südlichsten Verbreitungsraum. Im Moment ist die Brutzeit in vollem Gange und die ersten Küken werden in wenigen Tagen schlüpfen. Vor kurzem wurde  auf Neuwerk eine tote Küstenseeschwealbe gefunden, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit von dem auf Neuwerk brütenden Wanderfalken geschlagen wurde. Die Seeschwalbe war beringt und der Ring (Arnhem VT  K874641) stammte aus Holland. Die Ringnummer und die Fundumstände wurden übers Internet gemeldet. Kurz darauf erhielten wir die detailierte Ringfundrückmeldung des Vogels. Die Seeschwalbe wurde als Jungvogel am 21.6.1990 in Anjum (NL) beringt. Die Küstenseeschwalbe wurd somit 20 Jahre 10 Monate und 28 Tage alt! Die Lebenserwartung einer Küstenseeschwalbe liegt bei 10 Jahren. Der bisher älteste Vogel wurde mit 34 Jahren noch als aktiver Brutvogel abgelesen.
Sobald die Brutsaison vorüber ist, machen sich die Küstenseeschwalben auf den Weg ins Winterquartier, dieses liegt am Südpol. Der Zugweg geht somit fast um die halbe Erdkugel.
Der Weg ins Überwinteungsgebiet und zurück hat eine Strecke von etwa 30.000 km. Also fast einmal um die ganze Erdkugel. Unsere beringte Seeschwalbe, die 20 Jahre alt wurde, flog diese Strecke demzufolge 20 mal. Somit ist sie in ihrem Leben 600.000 km geflogen!


Küstenseeschwalbe im Nordvorland                                                           Foto: Stefanie Pfefferli

Königin der Lüfte                                                                                            Foto: Stefanie Pfefferli

Gut getarntes Nest                                                                                         Foto: Stefanie Pfefferli